Haaranalyse negativ trotz Konsum – Wie ist das möglich?

Dustin Senebald
27.05.2024
5 Min Lesezeit

In diesem Blogbeitrag widmen wir uns einem Thema, das viele unserer Klienten betrifft: Die Haaranalyse. Diese Methode wird häufig verwendet, um Drogen- oder Alkoholkonsum nachzuweisen, insbesondere im Rahmen von medizinisch-psychologischen Untersuchungen (MPU). Die Haaranalyse ist immer noch mit die einzige Testmöglichkeit, die auch über einen längeren Zeitraum zurückliegenden Drogenkonsum nachweisen kann. Doch wie ist es möglich, dass Haaranalysen trotz dieser Genauigkeit auch negativ ausfallen, obwohl tatsächlich Drogen oder Alkohol konsumiert wurden? Dieser Beitrag erklärt, wie solche Ergebnisse zustande kommen können.

Grundlagen der Haaranalyse

Die Haaranalyse ist eine wissenschaftliche Methode, um die Einnahme von Substanzen über einen längeren Zeitraum nachzuweisen. Bei diesem Verfahren werden kleine Haarproben genommen, meist vom Kopf, und auf Rückstände von Drogen oder anderen Substanzen untersucht. Die Haare speichern Informationen über einen längeren Zeitraum über den Konsum von Drogen oder Alkohol, da diese über die Blutbahn in die Haarwurzeln eingelagert werden und mit dem Haarwachstum durchgehend im Haar verbleiben. Die Haaranalyse kann Substanzen, wie Alkohol, Kokain, Cannabis und viele weitere Substanzen über Wochen bis Monate nach dem letzten Konsum nachweisen, abhängig von der Länge der Haarprobe (meist wird aber ein Konsum der letzten 3 bis 6 Monate kontrolliert).

Das Verständnis des Haarwachstums ist entscheidend, um die Ergebnisse der Haaranalyse richtig zu interpretieren, zu können.

Haarwachstum und Einlagerung von Substanzen

Haare wachsen durchschnittlich etwa 1 Zentimeter pro Monat. Dieses Wachstum ermöglicht es, den Konsum von Substanzen über längere Zeiträume zurückzuverfolgen. Für die Haaranalyse werden in der Regel die 3 bis 6 Zentimeter Haar nahe der Kopfhaut untersucht, was einem nachweisbaren Zeitraum von etwa 3 bis 6 Monaten entspricht. (1cm Haar = 1 Monat Nachweisbarkeit)

Faktoren, die das Testergebnis der Haaranalyse beeinflussen können

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Ergebnis einer Haaranalyse beeinflussen können. Zum einen spielt die physiologische Beschaffenheit des Haares eine Rolle, aber auch Umwelteinflüsse wie starke Sonneneinstrahlung oder chemische Behandlungen wie das Färben oder Bleichen der Haare können ebenfalls die Ergebnisse verfälschen. 

Haarfarbe und -dicke:

  • Dunkles, dickes Haar: Neigt dazu, höhere Konzentrationen von Drogenrückständen aufzunehmen, da es mehr Melanin enthält, das die Substanzen bindet.
  • Helles, dünnes Haar: Enthält weniger Melanin, was zu geringeren Konzentrationen von Drogenrückständen führen kann.

Gefärbtes oder gebleichtes Haar:

  • Bleichen: Bleichmittel können Drogen- und Alkoholmarker im Haar zerstören. Dies führt oft zu einem negativen Ergebnis, selbst wenn Substanzen konsumiert wurden.
  • Färben: Ähnlich wie beim Bleichen können auch Haarfärbemittel die chemische Struktur der Haare ändern und somit die Einlagerung von Substanzen maskieren oder eliminieren.

Umwelteinflüsse:

  • Sonneneinstrahlung: UV-Strahlung kann die chemische Struktur von Drogen- und Alkoholmarkern in den Haaren abbauen, was zu falsch negativen Ergebnissen führen kann.
  • Schwimmen in gechlorten Pools: Chlor kann ähnliche Auswirkungen wie Bleichmittel haben und die chemische Zusammensetzung der Haare so verändern, dass Substanzen aus den Haaren entfernt werden.

Produktanwendung:

  • Verwendung von Shampoos mit tiefenreinigender Wirkung: Solche Produkte können Rückstände aus den Haaren entfernen und somit das Ergebnis einer Haaranalyse beeinflussen.
  • Haarpflegeprodukte mit hohem Alkoholgehalt: Diese können fälschlicherweise zu erhöhten Alkoholwerten im Haar führen, was die Interpretation der Ergebnisse erschwert.

Diese Faktoren können dazu führen, dass Drogen- oder Alkoholrückstände nicht in nachweisbarer Menge im Haar vorhanden sind, obwohl Konsum stattgefunden hat. Es ist somit auch möglich, dass Labore oder medizinische Einrichtungen die Durchführung einer Haaranalyse ablehnt, wenn die Haare gefärbt oder gebleicht sind, da sie nachweislich Testergebnisse potenziell beeinträchtigen können.

Umgekehrt bedeutet das Färben oder Bleichen der Haare allerdings nicht zwangsläufig, dass keine Rückstände von Drogen oder Alkohol in den Haaren nachweisbar sind.

Empfehlung: Stehst du vor einer Haaranalyse wegen einer MPU und hast gefärbtes oder gebleichtes Haar? Dann empfehlen wir lieber bis zu 3 Monate zu warten und die Haare wachsen zu lassen, damit eine korrekte Haaranalyse möglich ist. Denn das Haarwachstum beträgt in der Regel 1 cm pro Monat. In manchen Fällen ist auch alternativ eine Urinprobe möglich.

 

Weitere Gründe warum die Haaranalyse negativ ausfallen kann trotz Konsum

Es gibt mehrere Gründe, warum eine Haaranalyse negativ ausfallen kann, auch wenn Drogen oder Alkohol konsumiert wurden.

  • Einer der Hauptgründe ist das Zeitfenster des Konsums: Wenn der Konsum kurz vor der Haarprobe stattfand, sind die Drogen möglicherweise noch nicht in das Haar eingelagert worden, da dies einige Zeit dauern kann.
  • Zusätzlich können individuelle Unterschiede in der Aufnahme und Einlagerung der Substanzen in das Haar eine Rolle spielen. Deshalb wird das abgeschnittene Haarstück vor der Analyse gewaschen, um falsche Ergebnisse zu vermeiden, weil Substanzen wie Kokain auch über andere Wege und äußere Umstände ins Haar gelangen können, als nur durch die Blutbahn.

Auch die Sensitivität und die festgelegten Grenzwerte des Tests beeinflussen das Ergebnis. Ein negativer Befund bedeutet daher nicht immer, dass keine Substanzen konsumiert wurden.

Festgelegte Grenzwerte und ihre Bedeutung bei der Haaranalyse

Ob die Haaranalyse positiv oder negativ ausfällt, hängt stark von den festgelegten Grenzwerten ab. Diese Grenzwerte sind Schwellenwerte, die von wissenschaftlichen Institutionen und regulatorischen Behörden festgelegt werden, um festzustellen, ob eine Substanz in einer Konzentration vorliegt, die auf einen Konsum hinweist. Je nach Substanz liegen die Nachweisgrenzen bei Drogen bei 0,1 bis 1 ng/mg Haare und bei Alkohol bei 7,0 pg/mg. 

Folgende Grenzwerte gelten pro Substanz bei der Haaranalyse:

Alkohol (EtG im Haar)

Laut Wissenschaftler weisen folgende Grenzwerte auf eine Abstinenz, kontrollierten Alkoholkonsum oder starken Alkoholkonsum hin:

  • Abstinenz: bis zu 5,0 pg/mg Haar
  • Kontrolliertes Trinken: 5,0 – 30,0 pg/mg Haar
  • Starker Konsum: ab 30,0 pg/mg Haar

Für Alkohol gibt es Marker wie Ethylglucuronid (EtG) und Fatty Acid Ethyl Esters (FAEE), deren Grenzwerte bestimmen, ob der Alkoholkonsum über sozialübliches Trinken hinausging.

Im Gegensatz zu Alkohol, bei dem die Konsumintensität durch bestimmte Marker gemessen wird, erfolgt die Bewertung bei Drogen individuell nach Substanzart, wobei spezifische Grenzwerte für jede Droge festgelegt sind, um ihren Nachweis im Haar zu ermitteln.

Drogen

  • Opiate, Methadon, Kokain: weniger als 100 ng/mg Haar
  • Methamphetamine, Amphetamine: weniger als 100 ng/mg Haar
  • Cannabinoide (THC): weniger als 20 ng/mg Haar
  • Benzodiazepine: weniger als 50 ng/mg Haar

 

Eine aktuelle Grafik der Cut Off Werte für den Abstinenznachweis von 2023

Haaranalyse Cut Off Werte Abstinenznachweis Alkohol und Drogen 2023

 

Ein Verständnis der festgelegten Grenzwerte ist entscheidend, da diese die Ergebnisse der Haaranalyse stark beeinflussen. Ein negatives Testergebnis bei einer Haaranalyse, trotz tatsächlichem Drogen- oder Alkoholkonsum, kann oft darauf zurückgeführt werden, dass die festgesetzten Grenzwerte zu hoch sind, um geringfügigen oder unregelmäßigen Konsum zu erkennen.

Haaranalyse für die MPU - Wie sollte ich mich verhalten?

Wenn du eine Abstinenz aufgrund von Alkohol- oder Drogeneinfluss am Steuer nachweisen musst, ist die richtige Vorbereitung auf die Haaranalyse entscheidend. Ein frühzeitiger Verzicht auf jeweilige Substanzen hilft dabei, mögliche Probleme zu vermeiden, die aus Rückständen in deinem Haar resultieren könnten. In der Regel wird rückwirkend auf die letzten sechs Monate geschaut, um deine Abstinenz nachweisen zu können. In dieser Zeit erhältst du mindestens 4 Termine kurzfristig, um eine Haaranalyse durchzuführen. 

Grundsätzlich ist es sogar möglich, eine MPU ohne Abstinenznachweis erfolgreich zu bestehen. Gerade dann ist eine gründliche MPU Vorbereitung unausweichlich, da der Begutachter dir besonders auf den Zahn fühlen wird. 

Wir von Sedura bieten dir eine professionelle Unterstützung, um dich optimal auf die MPU vorzubereiten und ein positives Gutachten zu erhalten. Trage dich jetzt in unserem Formular für ein kostenfreies Beratungsgespräch ein, indem wir individuell auf deinen Fall eingehen und dir Wege zeigen, wie auch du deine MPU erfolgreich bestehen kannst.

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